zurück

    Trainer mit Erfolgsformel für 2012 gesucht

    Düsseldorf- Nach den Pleiten in den Kernsportarten bei den Olympischen Spielen in Peking gestaltet sich für die Fachverbände die Suche nach neuen profilierten Bundestrainern äußerst schwierig.

    Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV), der in China mit einer Bronzemedaille den Tiefpunkt in seiner Geschichte erlebte, hält Ausschau nach einem Nachfolger für Cheftrainer Jürgen Mallow. "Das Verfahren ist im vollen Gange. Es gibt aber noch keine konkreten Bewerber für das Amt", berichtete DLV-Präsident Clemens Prokop. Er hält ebenso wie seine Kollegen in anderen Krisen-Verbänden nach Persönlichkeiten Ausschau, die bis London 2012 die Formel des Erfolges finden.

    Der DLV steht zwar nicht unter Zeitdruck, da Mallow erst nach der WM 2009 in Berlin in Rente geht, wohl aber unter Erfolgszwang nach dem Olympia-Absturz. Den will Prokop im übrigen nicht Mallow anlasten: "Da muss ich mich ganz klar hinter ihn stellen. In schwieriger Situation hat er 2004 das Amt übernommen. Und er hat bis 2007 einen erfolgreichen Weg beschritten." Wegen des Rückschlags in Peking könne man "seine Kompetenz nicht infrage stellen". Um bei der Heim-WM nicht auch noch zu patzen, soll es aber kurzfristig "Umschichtungen in der Leistungssportabteilung" geben. Außerdem ist geplant, den Nachfolger noch vor Ende der Mallow- Amtszeit einzuarbeiten.

    Vor einer Strukturreform steht der Deutsche Schwimm-Verband (DSV), der ohne Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen in Peking fast komplett untergegangen wäre. Der bisherige Sportdirektor und Cheftrainer Schwimmen, Örjan Madsen, beendet Ende des Monats wie vorgesehen seine Tätigkeit. Als für alle Fachsparten zuständiger Sportdirektor wurde bereits der frühere Springer-Cheftrainer Lutz Buschkow vorgestellt. Als leitender Coach für die Schwimmer ist Dirk Lange, zur Zeit Nationaltrainer in Südafrika, im Gespräch. "Es gibt viele Gespräche, wir sind mit vielen Aspiranten im Kontakt", so Buschkow. Offen ist zudem seine Nachfolge bei den Springern und ob Hagen Stamm seinen Vertrag als Wasserball-Bundestrainer verlängert.

    Streit und Machtgerangel begleiten nach dem freiwilligen Rücktritt von Kurt Gravemeier die Suche nach einem neuen Bundestrainer für die Springreiter, die erstmals seit 80 Jahren ohne Olympia-Medaille blieben. "Wir werden das in Ruhe machen, nicht in Hektik", sagte Breido Graf zu Rantzau, Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), und versicherte: "Es gibt noch keine Namen, die kommen nur von Dritten." Ohne gefragt worden zu sein, haben Markus Beerbaum, Heinrich Hermann Engemann und auch der U 18- und U 21-Bundestrainer Dietmar Gugler bereits abgesagt. "Es gibt Bessere", meinte Gugler knapp.

    Feuer ist auch unter dem Dach des Deutschen Ruder-Verbandes (DRV), seit in Peking erstmals seit 52 Jahren kein Gold gewonnen wurde. Mit der erstmaligen Installation eines Cheftrainers für alle vier Sparten soll die DRV-Flotte wieder auf Erfolgskurs zurückkehren. Harald Jährling (früher SC Magdeburg), Hartmut Buschbacher (ehemaliger DDR- Trainer) und der Däne Morten Espersen werden für den Posten gehandelt. "Wir suchen einen Trainer, dessen Kreuz breit genug ist, um die nötigen Veränderungen durchzuziehen", sagte DRV-Präsident Siegfried Kaidel.

    Nach neuem sportlichen Führungspersonal müssen dagegen zwei Verbände suchen, für die die Peking-Spielen ein positives Erlebnis waren. Der Judo-Verband verliert Bundestrainer Frank Wieneke, nachdem er seinen Schüler Ole Bischof zum Olympiasieg geführt hat. Er wechselt an die Trainerakademie nach Köln. "Ihn kann man nicht ersetzen" klagte Judo-Präsident Peter Frese. Abzuwarten ist auch, ob der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) für den bisherigen Männer- Cheftrainer Stelian Moculescu einen Erfolgsgaranten für die Zukunft findet. "Der neue Trainer muss führen können, das kann man nicht befehlen", sagte DVV-Chef Werner von Moltke. Nach der gelungenen Olympia-Qualifikation hat der Job aber an Reiz gewonnen: "Ohne Olympia wäre es schwieriger geworden."

     

    (Quelle: dpa vom 10.09.2008)