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Nach Problem-Jahren: Schwimmer wollen
Neuanfang

Hamburg - Verbesserte
Strukturen und neue Kräfte sollen Deutschlands in die Zweitklassigkeit
versunkene Schwimmer in die Weltelite zurückführen.
Nach Jahren voller Probleme und sportlicher Pleiten will der Deutsche Schwimm-Verband
(DSV) auf dem Verbandstag in Rostock-Warnemünde die Grundlagen für bessere
Zeiten schaffen. Ein mit mehr Macht ausgestattetes Hauptamt, ein neues
Stützpunkt- und Wettkampfsystem und neue Trainer sollen die Schwimmer für
Olympia 2012 in London wieder konkurrenzfähig machen.
Präsidentin
Christa Thiel, seit Herbst 2000 als Verbandschefin im Amt, stellt sich der
Wiederwahl. Ihr Motto für die Zukunft: "Einheit in Vielfalt."
Sorgen bereitet ihr ein Antrag auf Senkung der Mitgliedsbeiträge. Der DSV
arbeitet seit Jahren mit einem strukturellen Defizit und ist auf Einnahmen
aus Sponsoren- und TV- Verträgen angewiesen. Mindereinnahmen würden den
Verband zurückwerfen, zumal unklar ist, ob adidas die Option auf Verlängerung
des 2009 auslaufenden Vertrags wahrnimmt.
Rund eine Million Euro erhält der DSV jährlich an Geld- und Sachwerten von
dem Sportartikel-Hersteller. Schlechte Leistungen im Wasser und öffentliche
Kritik einiger Athleten am Schwimmanzug vor den Olympischen Spielen haben das
Verhältnis belastet. Allein Superstar Britta Steffen sorgte in Peking mit
Gold über 50 und 100 Meter Freistil für Entspannung. Denkbar wäre allerdings
auch, dass sich adidas aus dem Verbands-Sponsoring zurückzieht und sich für
die Zusammenarbeit mit einzelnen, erfolgreichen Athleten entscheidet.
Der DSV will sich in Rostock neu aufstellen -
und für Olympia 2012 neu empfehlen. Das Präsidium soll mittelfristig in die
Funktion eines Aufsichtsrats wechseln, das Hauptamt mit dem Generalsekretär,
einem Direktor Leistungssport und einem Direktor Breitensport an der Spitze
soll mehr Entscheidungsgewalt bekommen. Die bisher je vier Bundes- und
Nachwuchs-Stützpunkte dürften einem System mit fünf oder sechs Leitenden
Stützpunkten weichen. Mehr Professionalität heißt die Devise. "Die Zeit
ist reif dafür", sagt DSV-Generalsekretär Jürgen Fornoff. Die
enttäuschenden Olympia-Resultate sollten helfen. Thiel: "Peking hat im
Bereich Leistungssport eklatante Mängel aufgezeigt."
Nicht gelöst wird in Rostock die Frage nach den neuen Cheftrainern Schwimmen
und Springen. Örjan Madsen, bisher Sportdirektor und Chefcoach Schwimmen in
Personalunion, ist nach Olympia ausgeschieden. Die Trennung der beiden
Positionen ist Teil der Strukturreform. Lutz Buschkow, bisher
Springer-Cheftrainer und noch in China als für alle DSV-Sparten zuständiger
Sportdirektor verpflichtet, will nichts übers Knie brechen. "Erst die
Struktur, dann das Personal", heißt sein Motto. "Ich hoffe, dass
der Verbandstag die Signale der Vergangenheit wahrgenommen hat und alle
wissen, dass es so nicht weitergehen kann." Wasserball-Bundestrainer
Hagen Stamm soll gehalten werden, hat aber noch nicht entschieden, ob er
weitermacht.
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