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    Deutsche Schwimmer mit großen WM-Ambitionen
     

    Melbourne - Deutschlands Schwimmer wollen es auf dem fünften Kontinent wissen. Das Team des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) geht mit großen Ambitionen in die Weltmeisterschaften vom 17. März bis 1. April in Melbourne.

    "Wir reisen optimistisch nach Australien. Wir brauchen uns nicht zu verstecken", sagt Cheftrainer Örjan Madsen. Die Langstreckenschwimmer sollen schon zum Auftakt am 18. März über 5 Kilometer die ersten Medaillen holen. Mit Frauen-Power wollen die Beckenschwimmer um Weltrekordlerin Britta Steffen nach einem einwöchigen Trainingslager in der Nähe von Melbourne im umgerüsteten Rod-Laver-Tennisstadion die Welt erobern.

    Dort, wo Boris Becker 1991 als Sieger der Australian Open erstmals zur Nummer eins der Tennis-Weltrangliste aufstieg und Steffi Graf vier Mal als Tennis-Queen triumphierte, will jetzt Britta Steffen zur ungekrönten Schwimm-Königin werden. Nach ihrem sensationellen Auftritt bei den Europameisterschaften im vergangenen Jahr in Budapest mit Weltrekord über 100 m Freistil geht die Berlinerin als Favoritin in das Rennen. Madsen: "Es würde mich nicht wundern, wenn sie Weltmeisterin wird." Britta Steffen selbst sieht eine wesentliche Herausforderung: "Die Hauptaufgabe wird es sein, mit dem Druck umzugehen. Ich versuche, mich mental darauf vorzubereiten."

    Die Würzburgerin Annika Lurz will in Melbourne den viereinhalb Jahre alten Weltrekord von Franziska van Almsick über 200 m Freistil in die Vergangenheit zu schicken. "Es kann passieren", sagt sie, "dass ich es körperlich drauf habe, habe ich schon bei der EM in Budapest bewiesen".
    Auf 9/100 Sekunden ist Annika Lurz an jene 1:56,64 schon herangekommen.

    Antje Buschschulte und Janine Pietsch sind ebenfalls heiße Medaillen-Kandidatinnen. Vielstarterin Buschschulte traut sich vor allem über 100 m Rücken einiges zu: "Ich würde ganz gern mal wieder an meine Bestzeit rankommen. Dann habe ich normalerweise auch Medaillen-Chancen." Janine Pietsch, die nach gesundheitlichen Rückschlägen endlich einmal in Ruhe trainieren konnte, will als Weltrekordlerin über 50 m Rücken vorn mitschwimmen: "Die 50 Meter sind viel Glückssache, aber eine Medaille wünsche ich mir schon." Für die deutschen Weltrekord-Staffeln der Frauen über 4 x 100 und
    4 x 200 m Freistil gibt es nur ein Ziel: den Titel.

    Bei den Männern ist die Leistungsdecke dünner. Allein Helge Meeuw und Thomas Rupprath gelten als Aspiranten auf Edelmetall. Doch "Oldie" Mark Warnecke will sich zwei Jahre nach seinem Titelgewinn von Montréal über 50 m Brust mit 37 Jahren ein Denkmal setzen. "Ich fahre hin, um zu gewinnen, keine Frage", sagt der Arzt und Jung- Unternehmer.

    Technologisch ist Melbourne top. Der in der Tennisarena aufgebaute WM-Pool und das Trainingsbecken fassen 6,8 Millionen Liter Wasser. Die Pools gehören dem Weltverband FINA, werden von den Australiern für 2,36 Millionen Euro gekauft und später als öffentliche Schwimmbecken verwendet. 11 270 Zuschauer sollen die Athleten anfeuern. Erstmals werden bei einer Schwimm-WM Preisgelder ausgeschüttet, insgesamt 1,925 Millionen US-Dollar. Ein Titel wird mit 12 000 Dollar belohnt, für Platz zwei gibt es 7000, für Platz drei 5000 Dollar. Für einen Weltrekord winken zusätzlich 25 000 Dollar Sonderprämie.

    Die deutsche Erfolgsspur wollen schon zum Auftakt die Langstreckler vor der Küste von St. Kilda legen. Thomas Lurz, Weltmeister über 5 und 10 km, Titelverteidigerin Angela Maurer (25 km) und
    Britta Kamrau-Corestein, 2004 Weltmeisterin über 10 und 25 km und dreifache Europameisterin, wollen sich in der Port Phillip Bay auch nicht von Haien verunsichern lassen und am beliebtesten Strand von Melbourne eine Medaillen-Party feiern.

    "Wir haben vier Medaillen in unserer Konzeption festgehalten", sagt Springer-Bundestrainer Lutz Buschkow, der auf Erfolge der Synchron-Paare setzt. Die Olympia-Zweiten Andreas Wels/Tobias Schellenberg sind mit ihrer großen internationalen Erfahrung die Hoffnungsträger.

    Nach dem knapp verfehlten Viertelfinale 2005 hat Wasserball-Chefcoach Hagen Stamm den Einzug in die Runde der besten Acht in das Visier genommen: "Nach dem Gesetz der Serie müsste es auch klappen." In der Vorrunde trifft Deutschland auf Titelverteidiger Serbien, den früheren Olympiasieger Italien und Japan. Für die DSV-Frauen, 2005 WM-Achte, wäre eine Wiederholung dieses Ergebnisses eine Sensation.