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    Wasserball-Coach Stamm: Ohne Olympia höre ich auf

    Berlin - Deutschlands Wasserballer stehen gehörig unter Druck. Bundestrainer Hagen Stamm, in den 80er Jahren Weltklasse-Center und an zwei EM-Titeln sowie Olympia- und WM-Bronze beteiligt, hat die Qualifikation für die Spiele 2008 in Peking zur unabdingbaren Pflicht erklärt.

    "Gelingt das nicht, dann ist für mich als Bundestrainer definitiv Schluss, dann höre ich auf", sagt der Berliner. Erste Gelegenheit zur Qualifikation ist das gerade laufende Weltliga-Finale in Berlin. Dass Deutschland das Turnier gewinnt, ist angesichts starker Konkurrenz eher unwahrscheinlich. Nach Berlin hat das Stamm-Team beim Europa-Qualifikationsturnier in Bratislava im September und beim FINA-Turnier im März 2008 in Oradea (Rumänien) noch zwei Chancen, den Sprung ins 12er Feld von Peking zu schaffen.

    Der 47-jährige Fahrrad-Großhändler Stamm hat das Amt des Nationaltrainers als Honorarposten 2001 übernommen und die ins Mittelmaß abgesackten deutschen Wasserballer wieder in die erweiterte Weltspitze zurückgeführt. 2004 wurde die Mannschaft in Athen Olympia-Fünfter, bei der WM im März in Melbourne Achter. Stamm: "Für mich ist das ein Nachweis, dass wir zum Kreis der Top-Nationen gehören. Da gibt es kein Wenn und Aber."

    Mit WM-Platz 8 haben die Wasserballer zwar die Kriterien für die 2004 erreichte Förderstufe 1 im deutschen Sport bestätigt, eine verpasste Olympia-Qualifikation für Peking hätte aber eine Rückstufung zur Folge. "Das ist ein Planspiel, über das andere nachdenken können, ich nicht", sagt Stamm. "Wir haben die Verpflichtung, uns zu qualifizieren und die werden wir auch einlösen."

    Nach der Nichtteilnahme bei der WM 1999 und bei Olympia 2000 habe man eine respektable Entwicklung hinter sich. Dabei könne man nicht immer nur das Ergebnis von Athen als Maßstab nehmen. Stamm: "Für ein Spitzenteam braucht man im Wasserball Zeit, acht bis zehn Jahre. Das lernen auch die Chinesen gerade, die ja in anderen Sportarten zumeist gewaltige Quantensprünge machen."

    Der Abstand zu den Großen der Branche sei geringer geworden, sagt er mit Verweis auf das knappe 5:7 gegen Ungarn beim Weltliga-Finale. "In einer Zeit, wo die gesamte Bewertung der Sportlandschaft in Bewegung gekommen ist, darf man sich über ein solches dopingfreies Resultat sehr freuen", sagt Stamm. Doch unabhängig von dieser Einschätzung - die Peking-Teilnahme ist einfach Pflicht. Nur eine gute Olympia-Platzierung sicherte die finanzielle Grundlage für die kommenden vier Jahre. Rund 400 000 Euro stehen auf dem Spiel. Stamm: "Wir können uns eine Nichtqualifikation gar nicht leisten."


    (Quelle: dpa vom 09.08.2007)